Im Gehen klärt sich vieles. Die Vorwärtsbewegung bringt neue Impulse und Gedanken. Für den Tourismus und wie er sich mit den Interessen und Bedürfnissen der Einheimischen vereinbaren lässt. Dabei geht es um die gegenseitige Wertschätzung, Wertschöpfung und die Gesamtentwicklung der Region. WIR lauscht dem Ge(h)spräch zwischen Maria Rita Zinnecker, Landrätin und Vorsitzende des Tourismusverbands Ostallgäu und Geschäftsführer Sebastian Gries
MARIA RITA ZINNECKER: Wir haben eine unglaublich faszinierende Region. Mich beeindruckt das Gesamt- paket immer wieder neu: Berge, Seen, gemütliche Dörfer, historische Städte, weltberühmte Bauwerke – und tolle Menschen.
SEBASTIAN GRIES: Ja, die Menschen geben der Region ihren Herzschlag. Ich glaube, viele Reisende schätzen ihre bodenständige und ehrliche Art. Es ist immer eine Begegnung auf Augenhöhe.
MARIA RITA ZINNECKER: Mich begeistert auch, dass die Ostallgäuer so vorausschauend handeln. Sie hegen und pflegen ihre Schätze. Seien es die Landschaft oder ihre Traditionen und ihre Kultur. Das zeigt, wie sehr sie ihre Heimat lieben.
SEBASTIAN GRIES: Damit transportieren wir im Ostallgäu auch ein Lebensgefühl. Und genau das vermissen viele Reisende in ihrem Alltag: Einfach zu sein und das zu genießen, was man hat.
Die Menschen sind der wichtigste Faktor für eine nachhaltige Entwicklung
MARIA RITA ZINNECKER: Ich finde, es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es für die Einheimi- schen so bleibt. Wenn sie sich wohlfühlen, tut es der Gast auch. Ich spreche gern vom „Einheimischen auf Zeit“. Beide – Einheimischer und Gast – teilen sich einen gemeinsamen Raum. In dem gehören Leben, Freizeit, Arbeit und Urlaub zusammen. Der klare Strategiewechsel, den wir dazu im Landkreis und auch im Tourismusverband beschlossen haben, ist deshalb definitiv der richtige Schritt.
SEBASTIAN GRIES: Als der Tourismusverband vor 50 Jahren gegründet wurde, ging es lange Zeit dar- um, die Region in der Werbung sichtbar zu machen, neue Produkte wie Wander- und Radwege zu ent- wickeln, um damit Gäste zu erreichen. Das war und ist auch weiterhin wichtig, aber eben anders.
MARIA RITA ZINNECKER: Das ist ja auch von Vorteil für die Region. Wege, Bergbahnen, Schwimmbäder, Museen, Gaststätten – vieles verbessert die Lebensqualität für die Einheimischen. Außerdem hängen viele Jobs direkt oder indirekt davon ab. Ich finde, die Porträts und Geschichten im Magazin zeigen, wie weit Tourismus wirkt. Für die Zukunft geht es darum, Gebiete zu entlasten, in denen viel los ist, und das touristische Angebot im mittleren und nördlichen Landkreis zu stärken.
SEBASTIAN GRIES: Wir sind gestartet, diese Gebiete mehr zu entwickeln und sie in der Kom- munikation in den Vordergrund zu rücken. Es geht dabei aber immer um einen qualitativ hochwertigen Tourismus und nicht um Quantität. Deshalb arbeiten wir eng mit den Gemeinden und Partnern zusam- men und suchen auch Lösungen für Probleme, die im Zusammenhang mit Tourismus entstehen.
MARIA RITA ZINNECKER: Wir arbeiten daran, dass die Menschen hier nachhaltig und klimaneutral leben und Urlaub machen können. Dazu gehört es auch, Mobilität zukunftsfähig zu machen. Außerdem braucht es bezahlbaren Wohnraum für die Menschen, damit wir in allen Bereichen Jobs mit gut ausgebildeten Fach- und Arbeitskräften besetzen können. So kann unsere Vision vom gemeinsamen Lebensraum Schritt für Schritt verwirklicht werden.