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{{postCount}} Sizilien: Reise um den Vulkan Ätna
Italien

Sizilien: Reise um den Vulkan

Zwischen Taormina und Ragusa Ibla lockt allerhand Feines: tropische Vegetation, bester Wein, verführerisches Naschwerk und üppigste Barockarchitektur. Und fast alles ist dem Ätna zu verdanken

Als wir vorher in Taormina die Ränge des römischen Amphitheaters hochkletterten, verdeckten noch Wolken seinen Gipfel. Doch nun hat ein Windstoß die dünne Decke zerrissen, und der Ätna zeigt uns zum ersten Mal sein gewaltiges Haupt. Wir sind auf der Quota Mille unterwegs, einer ehemaligen Militärstraße, die über die Nordflanke des über 3.300 Meter hohen Vulkans führt. Dunkle Steinmäuerchen terrassieren das Land, das sanft zum Tal des Alcantara-Flusses abschwingt. Es ist ein stilles Land voller Weinberge und Kastanienwälder, mit Marien-Heiligtümern und niedrigen Katen, vor denen zerbeulte Fiats stehen und alte Bäuerchen Wein und Gemüse verkaufen. Unter Palmen ducken sich alte Landvillen in verblassendem Weinrot; ab und zu blitzt ein neuer Design-Weinkeller auf, denn seit einigen Jahren gilt das Anbaugebiet hier als eines der vielversprechendsten weltweit.

© Udo Bernhard

Doch der Ätna ist es, der dieser Landschaft ihren Charakter verleiht. Der aktivste Vulkan Europas dominiert ganz Ostsizilien. Nicht nur landschaftlich: Was der Mongibello, wie die Sizilianer ihn auch nennen, seiner Umgebung immer wieder an Ausbrüchen, Ascheregen und Flankeneruptionen zumutet, ist beachtlich. Nicht zuletzt deshalb zieht er Heerscharen von Touristen an. Von Seilbahn und Offroad-Bussen lassen sie sich in die schwarzen Mondlandschaften rund um den Gipfel befördern und spähen neugierig in seine Krater hinein. Dabei gibt es auch in der Umgebung des Vulkans jede Menge zu entdecken. Catania zum Beispiel, die große Stadt zu seinen Füßen. Der Ausbruch von 1669 begrub den halben Ort unter Lava. Das große Erdbeben von 1693, das ganz Ostsizilien in Schutt und Asche legte, besorgte den Rest: Die reichen sizilianischen Fürsten und Barone mussten Catania komplett neu aufbauen. Natürlich im angesagten Barockstil. Deshalb gibt es hier heute Licht und Luft, geradlinige Straßen, elegante Plätze sowie das Gefühl, dass die Dinge irgendwie vorangehen. „Wir sind das Mailand des Südens!“, beteuert die Verkäuferin in der kleinen Buchhandlung am Corso Sicilia. „Aktiver und unternehmerischer als die anderen Sizilianer.“ Auch die dunklen Pflastersteine und die mit Vulkanasche verputzten Fassaden verdankt die Stadt dem Ätna. Früher galt Catania daher als finster.

Der Ätna hat Catania mit seinen Farben ausgemalt

Heute fühlt es sich eher an, als liefe man durch eine Doppelseite aus der Casa Vogue – überall Palazzi in den gerade so beliebten Anthrazit- und Greige-Tönen, hübsch abgesetzt mit barockem Schnörkelwerk, Bossen und Putten in sahnigem Cremeweiß. Auf dem Weg in Richtung sizilianische Südküste wartet noch mehr barocke Pracht. Zunächst in Syrakus, dessen glanzvolle Altstadt – Ortygia – auf einer kleinen Insel vor der Küste liegt. Ein fast schon afrikanisches Licht bringt den hellen Marmor der Palazzi zum Strahlen. Dann, im Städtchen Scicli, dessen idyllisches Gässchen mit den drei Barockkirchen wir aus den Verfilmunungen des „Commissario Montalbano“ kennen.

© Salvatore – stock.adobe.com

In der Stadt Noto wiederum hat sich ein Prinz Nicolaci di Villadorata von Noto einen Palazzo mit 90 Zimmern, Ballsaal und einer ungemein prunkvollen Fassade hingestellt. Die Balkone werden von geflügelten Löwen getragen, von nackten Sirenen, grotesken Satyrn und fliegenden Pferden, alle bis ins kleinste Detail aus dem weichen Sandstein der Region gemeißelt. Danach brauchen auch die größten Barock-Fans erst mal eine Stärkung. Wir gehen in Noto ins Caffé Sicilia und bestellen Granita al caffé mit dick Schlagsahne drauf und Cassatina, marzipanumhüllte, süße Schafsmilchricotta.

Arabische Spuren in Küche und Kultur

Über die Jahrtausende hat Sizilien Araber und Griechen angelockt, Römer und Normannen, Franzosen und Spanier. Alle hinterließen sie kulturelle Spuren – die Araber auch in der Küche, wo sie für alles Süße verantwortlich sind, das aus Mandeln, Pistazien und Zitrusfrüchten besteht. Andererseits lässt sich in einer Cassatina mit etwas gutem Willen auch das Abbild des Ätna erkennen – mit grün bedeckten Flanken und Lava in Form einer kandierten Kirsche. Zum Reinbeißen schön. Buon appetito, Sicilia!

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